"The diversity of couples included in our sample is an important strength of this study [...] " (mehr unter "Method -> Participants" u. "Strengths and Limitations")
Die Stichprobe ist also -sofern man dem eigenen Bericht glauben schenkt (wieder für Fachidioten: ISI Impact Factor: 1.911 (ich möchte aber keine Diskussion über den IF hier eröffnen))- repräsentativ. Man kann natürlich an
jede Universität gehen und sagen "hey, ihr müsst euch eure Probanden weltweit zusammensammeln", klar wäre das repräsentativer. Aber das ist ein Totschlagargument wie "Warum testen Sie nicht gleich die Population!".
Die Stichproben
größe allein ist kein Maß dafür ob das Ergebnis einer Studie signifikant ist. Die 156 sind also durchaus annehmbar, denn um ein signifikantes Ergebnis in den Daten zu erhalten waren es genug!
Allerdings gibt es einen Haufen anderer Sachen die mich die Reliabilität und Variabilität, die von dieser Studie anzweifeln lassen. Zwei davon beschreiben Waldinger und Co ja selbst in ihrer Kritik am Ende der Studie: Die Paare können sich zum einen gegenseitig beeinflusst haben und dazu müsste es weitere Studien geben. Außerdem wurde das Experiment unter Laborbedingungen durchgeführt und die sind i.d.R. selten repräsentativ für Alltagssituationen (Wer nimmt sich schon alleine auf Audiotape auf wie er über ein Problem spricht und spielt es dann dem Partner vor??).
Imho bewegt man sich aber allein schon dann auf dünnem Eis, wenn man versucht Empathie (bzw. hier emapthische Korrektheit) durch Auswertung von Fragebögen zu einem numerischen Relativ zu machen und zu messen. Erst recht, wenn die Probanden das selbst machen ( "
Following the discussion, participants viewed the videotape of their interaction and continuously rated their degree of emotional negativity and/or positivity during the interaction with an electronic rating device designed for this study.The device had a knob that moved across an 11-point scale that ranged from very negative to neutral to very positive.") Der Unterschied zwischen Männern und Frauen könnte z.B. allein dadurch entstehen, dass die beiden Geschlechter ihre Gefühle
grundsätzlich auf einer "Skala" völlig unterschiedlich bewerten. Das wäre vielleicht auch interessant, aber hier kann man finde ich nicht davon ausgehen, dass diese Unterschiede in der
Bewertung auf
tatsächlichen Unterschiedenen in den
Gefühlen beruhen. Das selbe gilt m.E. für die Bewertung der Gefühle des jeweils Anderen. Sie schreiben zwar in der Studie, dass sie das geprüft haben und Männer und Frauen da im Mittel etwa gleich "Maß anlegen", aber irgendwie kann ich das nicht ganz glauben. Und um mal etwas zynisch zu werden: was bitte ist dieses tolle "electronic rating device" welches die sich da für ihre Studie gebastelt haben? *g* Ok, vielleicht ist es ja auch seriös, zugegeben, man weiß es nicht. Aber das Problem des "quantitativen Messens" von "negativen/positiven" Gefühlen und "Empathie" bleibt auf jeden Fall bestehen.
Die Studie wurde zwar bis jetzt noch nicht zitiert, aber sie wurde eben auch erst im April veröffentlicht. Mal abwarten.
Vielleicht wird sie ja sogar erfolgreich repliziert!
