Zu den meisten Punkten wurde Dir ja schon sehr ausführlich geantwortet und ich kann mich dem Gesagten nur anschließen.
_RJ45 hat geschrieben:
Ich bin zu 100% hochgradig submissiv, wie soll die Frau meines Lebens nicht dominant sein? Ich finde Sex, in der ich dominiere, nicht erregend.
Jup. Ich auch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, jemals einen Mann zu dominieren. Ich bin aber auch heterosexuell, monogam und kein Fan von Fernbeziehungen und habe mich trotzdem in eine Frau verliebt, die in den USA lebt, obwohl ich mich in einer Beziehung befinde, in der ich sehr glücklich bin. Das geht soweit, dass ich mir inzwischen sogar Vorstellen kann, mit einer Frau zu schlafen - was mich eigentlich überhaupt nicht erregt. Und sollte mein Freund jemals den Wunsch äußern, dominiert zu werden, würde ich es mit ihm zusammen ausprobieren. Und ja, ich bekomme starke Beklemmungen, wenn ich nur daran denke. Wenn ich mir das jetzt weiter ausmalen würde, würde ich vor Angst davor wahrscheinlich anfangen zu weinen - ich bin, was sexuelle Aktivitäten meinerseits anbelangt, sehr ängstlich und bin deutlich lieber passiv als aktiv. Aber ich kann lernen und über meinen Schatten springen und kann mir somit theoretisch - trotz Kloß in meinem Hals - vorstellen, meinen Partner zu dominieren, wenn es sein muss. Naja, oder es zumindest probieren.
Mal abgesehen davon, dass Du, soweit ich das verstehe, nur von Deiner Phantasie ausgehst. Hast Du schonmal eine Frau beim Sex dominiert?
Ich halte mich - wie gesagt - auch für 100% devot und kann trotzdem nicht garantieren, dass das immer so bleibt oder mir das Dominieren nicht doch Spaß machen könnte, ich habe es schließlich noch nicht ausprobiert.
Ich würde zwar auch davon ausgehen, dass es Dir keinen Spaß macht, wenn Du keine entsprechenden Phantasien hast und das es Dir gefällt, devot zu sein, wenn dass das ist, was in Deinem Kopfkino passiert. Dennoch halte ich Deine Verbohrtheit für falsch, nicht nur, aber auch, weil Du es nicht wissen kannst und sich solche Dinge auch einfach ändern können...
_RJ45 hat geschrieben:Ausserdem kann ich mit jemandem, der Vanilla ist und scheinbar traditionelle Sexvorstellungen hegt, in der der Mann dominiert - Pustekuchen Gleichstellung Mann/Frau - absolut nicht anfangen.
Entweder man ist Vanilla oder man möchte beim Sex dominiert werden - beides zusammen dürfte schwer werden. Dass ich Frau und Sub bin hat nichts damit zu tun, dass ich konservativ bin oder nicht emanzipiert. Das ist einfach meine sexuelle Neigung, die habe ich mir nicht ausgesucht, die wurde mir nicht anerzogen und ich habe auch keine frühkindlichen Traumata erlitten, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin. Die Neigung ist da und Punkt.
_RJ45 hat geschrieben: Immer muss man funktionieren und funktionieren, darf sich keine Blösse geben und muss am besten noch perfekt sein.
Das stimmt nur bedingt. Ich funktioniere nicht wie der Großteil der Gesellschaft und werde es vermutlich auch nie - ganz einfach weil ich es nicht kann und vermutlich nie können werde. Ich kann jetzt entweder den Kopf in den Sand stecken und die Gesellschaft für mein Unglück verantwortlich machen oder ich gebe mich mit dem zufrieden, was ich bin und kann und suche mir im Rahmen meiner Möglichkeiten Dinge, die ich tun kann und ignoriere den Rest. Das ist nicht einfach und das tut weh aber es geht mir zumindest deutlich besser damit.
Ich weiß, dass das eine harte Lektion sein kann - ich zumindest habe einen relativ hohen Preis dafür gezahlt. Aber niemand außer mir ist für mein Leben und mein Glück verantwortlich. Ich kann gewisse Dinge nicht, das ist so. Statt also - wie ich es lange getan habe - zu versuchen, mich mit aller Macht anzupassen und dazu zu zwingen, zu funktionieren, gucke ich lieber, was ich kann, was mich glücklich machen und wie ich es erreichen kann. Wer das nicht akzeptieren kann, kann mir gestohlen bleiben - es gibt genug Menschen, die mich trotzdem mögen und es wird sich immer eine Möglichkeit für mich finden, ich muss mir nur meine Nischen suchen.
Das Murmeltier erwachte am Morgen und beschloss, ans Meer zu gehen. Alle waren dagegen, sein Vater, auch seine Mutter, die Tante und die Geschwister. "Am Meer ist die Freiheit" sagte das Murmeltier und brach auf.
Christoph Miethke Das Murmeltier, das Meer, die Freiheit & das Glück