dieses Posting soll meine Probleme mit Sexualität darstellen, inkl. Historie.
Bitte nehmt euch die zwei Minuten, es zu lesen.
Ich habe schon sehr früh gemerkt, dass ich einen recht ausgeprägten Sexualtrieb habe - spätestens als ich in der 3. oder 4. Klasse etwas über Masturbation las (in einem Aufklärungsbuch, das ich mir von der Bücherei geholt hatte, weil mich die Bilder so anmachten

Masturbation machte mir nun einmal so viel Spaß, dass ich es am Anfang so übertrieb (oder eine so schlechte Technik hatte), dass mein bestes Stück manchmal wund wurde oder sogar leicht blutete.
Ich hatte wegen meines starken Interesses für Sexualität, aus dem ich keinen Hehl machte (ich war ein wenig der Klassenkasper und schaffte es, aus jeder Aussage einen Bezug zu Sex herzustellen). Zugleich empfand ich die anderen als "prüde" und nahm an, dass sie genau so "geil" seien wie ich, es nur nicht zugeben wollten.
Eben dies brachte mir schnell den Ruf ein, "pervers" oder "notgeil" zu sein.
Später scheint mir die Idee abhanden gekommen zu sein.
Einmal fragte mich meine Lehrerin, ob ich denn auch am Nachmittag dabei sein würde. "Wobei denn?", wollte ich wissen. "Oh, vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen. Deine Mutter wollte mich sprechen."
Ich schaffte es, entgegen dem Willen meiner Mutter zu Hause zu bleiben, wenngleich ich dem Gespräch nicht beiwohnen durfte. Ich lauschte jedoch und hörte, wie meine Mutter von dem Stephen-King-Buch (war es "Sie"?) erzählte, das sie bei mir gefunden hatte. Ich hatte es noch nicht einmal angefangen und wusste nicht, worum es ging. Meine Mutter hatte jedoch ein wenig herumgeschnüffelt und die SM-Szene, mit der das Buch begann, gelesen. Nun war sie ernsthaft besorgt um meine geistige Gesundheit.
Ich erinnere mich auch an eine verletzende Szene in der sechsten Klasse, in der ich etwas sagte, was die Lehrerin kommentierte - ihre Worte erinnere ich leider nicht. Daraufhin meinte ein Klassenkamerad, der zwei Jahre älter als ich war: "Das wird sich bei ihm sicherlich ändern, wenn er mal eine Freundin gehabt hat." Die Lehrerin lächelte und meinte: "Das war das, was ich meinte, ich wollte es nur etwas diplomatischer ausdrücken."
Auf der Oberschule ging es ähnlich weiter. Ich erhielt in der siebten Klasse einen Tadel wegen "Verbreitung von Pornographie" (einen Porno-Chatbot, den ich selbst entwickelt hatte). Betrunken begrapschte ich Klassenkameradinnen auf Partys (ein-, zweimal).
Mit einem Freund gründeten wir scherzhaft eine Religion, die sich der Verehrung von Sexualität verschrieben hatte. Unser Patheon umfasste u.a. die Göttin "Klitoris", die man zum Orgasmus stimulieren musste, um Eintritt zum Himmelsreich gewährt zu bekommen.
Unser "Manifest" wurde von meinen Eltern beim Durchwühlen meiner Schubladen (wahrscheinlich auf der Suche nach verbotenen Zigaretten) entdeckt. Mein Vater vernichtete es, hielt mir eine LANGE Standpauke und meinte, man hätte es sogar als Schrift einer gefährlichen, strafbaren Psychosekte auffassen können (was für ein Unsinn).
Auf einer Klassenfahrt durchwühlte ich mit zwei Freunden die Wäsche einiger Mädchen (einerseits aus Aggression gegenüber den Mädchen, von denen ich mich abgelehnt fühlte, andererseits kam ich wie in einen Rausch). Aus welchem Grund auch immer tauchte ich einen Tampon in eine Flasche mit Kirschsirup (...der dann nicht mehr hinaus wollte). Selbstverständlich kam es raus und eine Lehrerin hielt uns eine lange Rede, was wir dort angerichtet hätten. Dann sollten wir Entschuldigungsbriefe an die Mädchen und eine Erklärung an unsere Eltern schreiben. Wir wussten von vornherein, dass die Briefe ihre Empfänger niemals erreichen würden, sondern nur für die Lehrer da sein würden. Wir geißelten uns ein wenig und uns ward vergeben.
Bei der Ankunft zu Hause jedoch begrüßte mich mein Vater eiskalt (wenn ich mich recht erinnere, schlug er mich wortlos) und erklärte, ich hätte seinen Namen beschmutzt und er schäme sich, mein Vater zu sein.
Mein Zimmer tapezierte ich später mit FHM-Postern.
Weiterhin dachte ich ca. rund um die Uhr an Sex.
Ein Scherzkeks hatte mich in den Beate-Uhse-Verteiler eingetragen, mein Vater fand es heraus und beschimpfte erst mich (da er annahm, ich wäre es selbst gewesen) und drohte dann der Firma mit einer Anzeige.
Als ich dann schließlich meine erste Freundin bekam (mit 13), ich war schon so lange in sie verliebt, sie war für mich der absolute Maßstab der Perfektion (und nicht nur für mich...), leugnete ich meine ganze Sexualität. Ich fand, dass sie "schmutzig" war und meine "reine Liebe" zu ihr beschmutzen würde. Ich hatte beim Onanieren ein so schlechtes Gewissen, wenn ich an sie dachte. Ganz bleiben lassen konnte ich es jedoch nicht. Dachte ich an anonyme Körper, ging es besser. Ich war überhaupt überzogen nett und so kam es, dass ich merkte, dass ihr Interesse schwand. Ich betete zu Gott (an den ich damals noch glaubte), dass ich nie wieder onanieren würde (Sünde und so), wenn unsere Beziehung nur halten würde. Ich erinnere mich nicht, wer von uns die Abmachung zuerst brach; meine Freundin machte jedenfalls nach drei Wochen mit mir Schluss.
In den Sommerferien ein Jahr später waren wir im Süden und ich lernte ein deutsches Mädchen kennen, dessen Anblick mich bereits wahnsinnig anmachte. Mit ihr ging ich meinen Trieben erfolgreich nach, wenngleich es über Petting nicht hinausging.
Auf einem Schüler-Austausch weitere Jahre später kam ich dann mit einer Französin zusammen. Ich war überrascht, dass sie so wild auf mich war. Nachdem wir uns zum ersten Mal geküsst hatten, gingen wir Hand in Hand zu den anderen. Dabei fühlte ich mich, als hätte ich ein unschuldiges Mädchen entführt, es war ein seltsames Gefühl. Als wir schließlich im Bett landeten, stürmten tausende Gedanken auf mich ein und ich kriegte keinen hoch. Ein paar Tage später versuchten wir es noch einmal, doch wieder scheiterte ich.
Ich fand das noch nicht weiter schlimm, schließlich war es doch mein erstes Mal.
Auf einer Fetish-Party, auf die ich zufällig gekommen war, lernte ich eine Frau kennen, die sieben Jahre älter war als ich. Mit ihr hatte ich - nach kurzen Anfangsschwierigkeiten - erfolgreich mein erstes Mal, weil ich mir dachte, dass sie als Fetish-Party-Gängerin bestimmt meiner Perversität sicher offen(er) gegenüber stehen würde. Tatsächlich beschimpften sie und Freunde eine Freundin scherzhaft als prüde, weil sie keine SMlerin war - genau wie ich in der Grundschule! Das fand ich einerseits wunderschön, andererseits aber auch fast erschreckend; schließlich hatte ich mich dieses Verhalten doch extra abgewöhnt.
Als ich meiner Mutter von der Party erzählte, um sie ein wenig zu schockieren (ich war damals 16), rastete sie entgegen meinen Erwartungen völlig aus und meinte, das sei "unendlich frauenfeindlich".
Die Menschen dort seien "pubertär."
"Mama, die Leute dort sind teilweise über 40."
"Manche Leute überwinden diese Phase eben nie."
Ich holte mir wegen meines angeknacksten Selbstbewusstseins und wegen meiner Angst, von Frauen verlassen zu werden, eine Therapeutin.
Zur ihr konnte ich jedoch nicht wirklich Vertrauen fassen, da sie Feministin war, was bei mir Assoziationen in Richtung "Männer sind böse und pervers!" weckte (wenngleich sie SM offen gegenüber stand). Außerdem hielt sie Pornograpie für teils sexistisch und generell jugendgefährdend ("Du sagtest doch, dass du die Mädchen anfasstest, obwohl sie es nicht wollten, nachdem ihr einen Porno geguckt hattet."). Sie hatte mir ein Buch zum Thema "Sexualität der Männer" ausgeliehen, in dem stand, dass es ok sei, SM-Gedanken zu haben. Sollten sie jedoch exklusiv werden, solle man sich schleunigst in Behandlung begeben.
Meine Abneigung gegenüber der Grenzziehung zwischen normal und pervers (wo auch immer sie verläuft), teilte sie nicht.
Ihre Erklärung, ich sei normal, ich sollte doch mal andere Männer/Jungen fragen, wie oft sie sich in meinem Alter selbstbefriedigt hätten etc.
Daraufhin schlug ich das SMJG-Board vor, was sie mit den Worten "Das ist schlecht, denn ich weiß nciht, ob sich dort nicht wirklich etwas seltsame Leute tummeln." abkanzelte.
Sie brachte mich jedoch dazu, mein Angstgefühl vor dem "Perversen, Bösen" in mir in ihrer Gegenwart zuzulassen (ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich sexuell über ein Mädchen dachte), woraufhin es erst schlimmer wurde, ich mich dann aber plötzlich zwar böse, aber wahnsinnig anziehend und sexy empfand.
Der One-Night-Stand mit einem Mädchen, das ich in einer Disko kennengelernt hatte, scheiterte. Auf einmal tat sie mir leid, dass sie nun ein Opfer meiner Triebe werden sollte (wobei sie selbst einen sehr offenen Lebensstil hatte und Strapse trug). Sie bekam etwas von einer griechischen Statue, schön anzuschauen und zerbrechlich. Kunst. Aber bitteschön nichts, woran man sich vergehen sollte.
Mit meiner nächsten Freundin klappte es ebenfalls nicht (wobei sie anfangs auch nicht wollte, da sie Jungfrau war). Oralsex ging allerdings meistens. Erst nach mehreren Monaten gab sich das Problem, zunächst wenn ich beim Sex irgendwelche Fantasien hatte, später ging es auch ohne.
Als ich einmal in einem SM-Club war (ohne große Action), schaffte ich es auch dort nicht, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, die Pornographie an den Wänden nahm ich nur als Kunst war.
Mit der nächsten Freundin klappte es allerdings wieder nur oral, und auch das erst nach einer Weile.
Vor ein paar Tagen landete ich mit meiner ersten Freundin wieder im Bett und obwohl ich zuerst nicht erregt war, schaffte sie es tatsächlich (wobei ich fantasierte), mich oral zum Orgasmus zu bringen, wobei mein Schwanz nicht besonders hart wurde.
Zudem ist meine Schule sehr konservativ:
Als wir "Faust" durchnahmen, erklärte die Lehrerin, dass "wir Mitleid haben mit dem armen Gretchen, das vom bösen Faust verführt wird."
Faust könne man als "Lüstling" betrachten.
Auf meine Frage, ob es auch eine weibliche Form von "Lüstling" gäbe, schrie mich der von Mädchen dominierte Kurs zusammen, nur Männer würden sich solcher Untaten schuldig machen.
Ich habe noch immer Schuldgefühle, wenn ich mir ausmale, es mit einem Mädchen (also einer Person, nicht nur einem anonymen Körper) zu tun. Meine sexuellen Fantasien sind i.d.R. dissoziiert, es ist also jemand anderes, der die *Person* vögelt, ich sehe es in der dritten Person.
Explizite sexuelle Sprache kann ich in Gesprächen in Fremdsprachen locker verwenden. Soll ich ähnliches jedoch auf deutsch ausdrücken, fühle ich mich eklig und pervers, zusätzlich habe ich das Gefühl, es sei "unreif" und "derb" und dem, was ich gesellschaftlich bitteschön zu verkörpern habe, nicht angemessen.
Zu hören, wie locker andere Menschen über ihre Fantasien sprechen (gerade im Rahmen der SMJG), fand ich SEHR angenehm und ich habe ich unglaublich wohl gefühlt.
Vielleicht kann mir ja jemand einen Tipp geben, was ich machen kann.
Danke im Voraus.