Ein paar der Mädchen haben sich aus anderen Schulen einen Freund angelacht, aber bis die Kerle sich bei uns mal für ne Partnerin interessiert haben, hat ewig gedauert. Zum einen war es irgendwie verpönt: wer ne Beziehung nur wegen des Sexes angefangen hat, galt schnell als primitiv - wie die Hauptschüler, die wie die Karnickel rumpoppen (<- natürlich ein Stereotyp). Wir waren da irgendwie eigenartig elitär.
Wir haben unsere Jugend viel lieber damit verbracht, uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen, und mit Intrigen das Leben zur Hölle zu machen. In der Mittelstufe waren das vorallem die Jungs, die sich in Cliquen bitterfeind gegenüber standen. In der Oberstufe waren das dann die Mädchen. Mit jemandem aus der Clique was anzufangen war nahezu unmöglich, weil sich die Cliquen gegenseitig isoliert haben. Dass Jungs und Mädchen was regelmäßig miteinander unternommen haben, war bis zum Ende erstaunlich selten. Bis in die Oberstufe hinein hatten vielleicht 10% von uns nen Partner - Beziehungen innerhalb des Jahrgangs waren eine echte Rarität.
Mein erster Sex war mit 18 - mit einer Prostituierten. Er war ziemlich schlecht. Okay, ICH war ziemlich schlecht. An dem Punkt habe ich gemerkt, dass a) ich ne Penetration ziemlich langweilig finde, und b) Sex vollkommen belanglos ist. Viel lustiger und schöner war eigentlich, miteinander rumzualbern, zu knutschen, zu kuscheln, zu reden...
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mal zu gutem Sex gekommen bin. (An der Grundhaltung hat sich allerdings bis heute nichts geändert: ich halte die Penetration für gnadenlos überbewertet) Dementsprechend gespalten ist mein Verhältnis, was den richtigen Zeitpunkt für den ersten Sex angeht.
Wie gesagt: Sex ist in meinen Augen ziemlich bedeutungslos. Solange man die normalen Sicherheitsregeln einhält, spricht im Prinzip nichts dagegen, ihn auch schon mit 11 zu haben.
Nur: es bleibt ja nicht beim simplen Ficken. Da bauen sich Gefühle auf, da wollen Erwartungen erfüllt werden. Da geht es um die Frage, was man sich vom Leben erwartet, und wie man es bekommen kann. Da geht es um Einfühlungsvermögen, um Intimität, um Vertrauen und ein Stück weit Verantwortungsgefühl... all das, was man als Teenager erstmal lernen muss.
Deshalb halte ich 16, 17 Jahre für deutlich vernünftiger. Ich denke, man braucht eine gewisse Zeit für sich selbst, um die Persönlichkeit zu entfalten. Die Pärchen die ich von früher noch kenne, und die schon sehr früh angefangen haben, scheinen mir heute quasi wie ausgebremst, als ob ihre Entwicklung irgendwo stehengeblieben wäre.
Die Schwierigkeit am Sex ist nicht der Akt an sich (der ist wie gesagt ziemlich banal - jeder Affe oder Hund kann das schließlich auch), sondern die emotionalen Verwerfungen die sich eher später als früher daraus ergeben, und die vorher einfach nicht abschätzbar sind.
So gesehen sollte man vielleicht eher ein Mindestalter für die Liebe einführen, statt für den Sex!
